ALLGEMEINES
Patienten, die Hepar sulfuris benötigen, sind häufig zarte überempfindliche
Personen. Die erhöhte Reizbarkeit des Nervensystems äußert
sich durch das ärgerliche und jähzornige Wesen der Patienten. Die
kleinste Ursache kann sie so verärgern, daß sie den Drang verspüren,
gewalttätig zu werden, bis hin zum Zerstörungswillen. Ihre zänkische,
mit allem unzufriedene Art, fordert ständig Abwechslung, die nie befriedigt
wird. Es besteht Überempfindlichkeit gegen Menschen, bis zur Abneigung
gegen Personen. Niedergeschlagenheit. Das Mittel wirkt bei Patienten, die
frostig sind. Empfindllichkeit gegen Kälte, Folgen von kaltem trockenen
Wind und Schmerzen , die von den Patienten so heftig empfunden werden, daß
man sich bei der Stärke der Erkrankung wundert, warum der Patient so
klagt. Die Schmerzen sind splitterartig, stechend, reißend. Es besteht
ein allgemeiner katarrhalischer Zustand aller Schleimhäute, wovon besonders
die des Nasopharyngealtraktes bis in tiefere Abschnitte der Trachea und über
die Eustachische Tube auch das Mittelohr sowie die Schleimhäute der
ableitenden Harnwege betroffen sind .
Obwohl der Katarrh der Nase in der Regel mit wässrigem Fließschnupfen
unter heftigem Niesen beginnt, kommt es bald zu dicken, gelben, eitrigen und
übelriechenden Absonderungen, die charakteristisch nach zersetztem Käse
riechen. Infolge des Katarrhs kommt es zu Geschwürbildung der Schleimhaut
und bei fortschreitendem Prozeß auch zur Destruktion knöcherner
Strukturen.
Beteiligung regionärer Lymphknoten. Hierbei handelt es sich
zuerst um nicht eiternde, harte, hochrote, geschwollene, stechend schmerzende
Lymphdrüsenentzündungen, welche die Neigung haben, chronisch zu
werden und dann im Zusammenhang mit einer weiteren Erkältungskrankheit
zu eitern beginnen und nur langsam heilen.
Neben den Absonderungen der Schleimhäute besteht häufig
ein hartnäckiger, tiefsitzender, relativ trockener tracheobronchialer
Husten, der morgens, abends (vgl.:
acon
.) und nachts nach Mitternacht (vgl.: spong.)
verschlimmert ist. Der Husten ist oft kombiniert mit Erstickungsgefühl
und Erbrechen und macht durch seinen langwierigen Verlauf die Trachea wund
und empfindlich (Krupp). Der Patient ist so empfindlich, daß der Schmerz
im Kehlkopf und der Husten durch geringste Kälteeinwirkung, wie das
Einatmen kalter Luft oder durch das Herausstrecken der Hand aus dem Bett,
hervorgerufen werden kann.
Wenn der Katarrh ascendiert und das Mittelohr mit eingeschlossen
wird, kommt es durch Schwellungen der Schleimhaut in der Eustachischen Tube
zuerst zu Verstopfungsgefühl im betroffenen Ohr. Später stellen
sich stechende, reißende, zerplatzende Schmerzen ein. Hier produziert
der Katarrh ebenfalls dicke, gelbliche, eitrige und sogar blutige Absonderungen,
die zur Perforation des Trommelfells führen. Auch im Urogenitaltrakt
finden sich Blasen- und Harnleiterkatarrhe, und es kommt zu dick-käsiger
oder eitrig-schleimiger, aber auch blutiger Absonderung und lokaler Geschwürbildung.
Die Schmerzsymptomatik ist auch hier stechend, scharf, splitternd. Entlang
der Urethra kommt es zu stechenden Schmerzen, die sich während des Urinierens
verstärken. Es besteht dauernder Harndrang, aber der Urin kann durch
die Schwellung der Schleimhäute nur noch unvollständig ausgetrieben
werden.
Bei Frauen entwickelt sich eine starke Leukorrhoe mit starken und
durchdringend nach altem Käse riechenden Absonderungen (Kalium phos.),
die so reichhaltig sind, daß die Patientin häufig ständig
eine Binde tragen muß.
Die übelriechenden Absonderungen der Schleimhäute werden
durch das Vorhandensein saurer Schweiße auf der Haut ergänzt.
Der Schweiß ist nachts schlimmer und wirkt nicht erleichternd
(vgl.: bell.
). Er wird durch kleinste Anstrengung hervorgerufen. Es besteht nur
schwaches Fieber.
Auf der Haut befinden sich häufig Feigwarzen.Die Haut in den
Ellenbeugen und Kniekehlen ist entzündet.
Nagelbettentzündungen mit Splitterempfindung unter den Nägeln, mit
oder ohne Eiterung. Die Nägel werden hart und brüchig und stoßen
sich ab. An den Fingern können Geschwüre auftreten
(vgl.: sil.). An den Lidrändern der Augen entwickeln sich Entzündungen,
auf deren Grundlage sich kleine Geschwüre entwickeln. Die Lider ektropionieren.
Auch an der Bindehaut des Auges kommt es zu Entzündungen, die Augen sind
gerötet und es kommt zu den typischen dicken, eitrigen, übelriechenden
Absonderungen. Hornhautgeschwüre.
Hepar ist ein zerstörerisches Mittel. Heilungsprozeße
finden über Eiterung statt. Ÿhnlich wie Silicea oder Sulfur hat es einen
günstig, d.h. absondernden Effekt auf Fremdkörper. Es bewirkt eine
Vereiterung um den Fremdkörper herum, wodurch dieser abgestoßen
werden kann.
Da Hepar-Patienten sehr kälteempfindlich sind, bessert Wärme
in der Regel ihre Beschwerden. Selten sind Patienten, die Hepar brauchen,
auch empfindlich gegenüber Wärme.
CAUSA
Kälte. Impuls.
MODALITAETEN
Verschlimmert durch:
Kälte; trockene kalte Luft, Zugluft, einzelner Teile, Kaltwerden. Winter.
Berührung. Geräusche. Anstrengung. Liegen auf der betroffenen Seite.
Quecksilbermißbrauch (vgl.:
kal-i.
). Nachts.
Gebessert durch:
Wärme; Hitze, feuchte Wärme, warm zudecken; des Kopfes. Feuchtes
Wetter
GEMUET
Zorniges und jähzorniges Wesen; Kinder. Die kleinste Ursache kann so
verärgern, daß er den Drang verspürt, gewalttätig zu
werden. Zerstörungswut. Impulsiv. Zänkisch und unzufrieden. Voller
Angstgefühle. Ständig auf der Suche nach Abwechslung. Überempfindlichkeit
gegen Menschen. Abneigung gegen bestimmte Personen (vgl.:
am-m
. nit-ac
.) Niedergeschlagen und traurig. Sitzt still und sprachlos in der
Ecke. Plötzlich auftretende Gedächtnisschwäche.
KOPF
Ohnmachtsartiger Schwindel. Schwindel bei schnellen Kopfbewegungen und beim
Fahren in einem Wagen. Anfälle von Unbesinnlichkeit beim Gehen in frischer
Luft. Kopfschmerzen in allen Teilen des Kopfes; bohrende Schmerzen in der
rechten Schläfe und über der Nasenwurzel. Anhaltender halbseitiger
Kopfschmerz, als ob ein Pflock eingetrieben sei. Haarausfall; fleckweise.
Wunde, empfindliche Kopfhaut. Kopfschweiß.
AUGEN
Konjunctivitis; gerötete Augen und dicke, eitrige, übelriechende
Absonderungen. Hornhautgeschwüre. Lichtempfindlichkeit. An den Lidrändern
der Augen entwickeln sich Entzündungen, auf deren Grundlage sich kleine
Geschwüre entwickeln. Die Lider ektropionieren.
OHREN
Otitis media; durch Schwellungen der Schleimhaut in der Eustachischen Tube
zuerst Verstopfungsgefühl im betroffenen Ohr. Dann stechende, reißende,
zerplatzende Schmerzen. Katarrh mit dicken, gelblichen, eitrigen, blutige
Absonderungen. Perforation des Trommelfells. Starke Cerumenbildunng. Mastoiditis.
Jucken und Stechen in den Ohren. Ohrenklingeln.
NASE
Katarrh der Nase beginnt mit heftigem Niesen und wäßrigem Fließschnupfen;
nach Zugluft oder trockenem, kalten Wind. Schmerzhafte Schwellung der Nasenschleimhaut.
Wundheit der Nasenlöcher. Niesreiz durch kalten Wind. Später dicke,
gelbliche, eitrige und übelriechenden, Absonderungen; riecht nach zersetztem
Käse. Reife, alte Katarrhe. Geschwürsbildung der Schleimhaut. Destruktion
knöcherner Strukturen. Epistaxis; nach Singen. Überempfindlichkeit
oder Verlust des Geruchsinns.
GESICHT
Gelbliches Colorit. Hitze und Gesichtsröte. "As a rule Hepar patients
are palish in appearance, althoug they may have a somewhat hectic flush
(vgl.: ferr-p
., bapt.)."
BrP
Schmerzen der Oberkieferknochen < durch Druck. Chronische,
neuralgische Schmerzen des Gesichts, erstrecken sich in die Schläfen,
ins Ohr, Nasenflügel oder Oberlippe, < an frische Luft, > durch
Wärme. Ekzeme und Geschwüre der Mundwinkel. Akne; der Stirn.Die
Mitte der Unterlippe ist eingerissen (vgl.: nat-m.)
.
MUND
Bitterer schlechter Geschmack. Speichelfluß. Foetor; bemerkt der Patient
selbst. Entzündetes, geschwüriges, leicht blutendes, empfindliches
Zahnfleisch. Zahnschmerzen aller Zähne; < durch Zusammenbeißen,
kalte Speisen und Getränke; in warmen Räumen. Die Zähne lockern
sich. Klopfende Zahnschmerzen. Weißliche Aphthen; an der Innenseite
der Lippen, den Wangen und auf der Zunge. Empfindliche Zungenspitze. "Ulcers
of the soft palate that eat away the uvula"
PhM
HALS/KEHLKOPF
Hypertrophie der Mandeln mit Schwelllung regionärer Lymphknoten; chronisch
mit Schwerhörigkeit. Enge und Zusammenschnürungsgefühl
des Schlunds. Trockenheit des Halses. Stechende Schmerzen im Hals; wie von
einer Fischgräte (vgl.:
nit-ac
., kal-c.
) Splitterartige Schmerzen, erstrecken sich bis in die Ohren; kann
kaum schlucken. Empfindung, als ob etwas im Hals steckt. Kitzeln im Hals
mit Hustenreiz. Empfindlichekeit des Kehlkopfes gegen Kälte; Luft. Hustenattacken,
sobald ein Körperteil Kälte ausgestzt wird. Hustenanfälle mit
Würgen; bis zum Erbrechen. Trockener, krampfartiger, bellender Husten,
< durch kalte Getränke, < morgens. "As regards the cough, in
Hepar it is always a very choking, strangling, spasmodic cough. It comes
in quite frequent paroxysms, and is accompanied by acute dyspnoea."
BrP
Heiserkeit; chronisch; der Redner und Sänger
(vgl.: arum-t., agar., arg-n.).
BRUST
Enge der Brust. Wunde Schmerzen der Brust. Kurzatmigkeit und Schwäche.
Trockener Husten nachts im Schlaf, erschöpfend, "um 2 Uhr morgens"
. BrP
Husten in den frühen Morgenstunden, weckt aus dem Schlaf.
Auswurf; dick, locker, reichlich, gelblich oder zäh und schwer abzuhusten.
Rezidivierende Bronchitis; bei jeder Erkältung. Asthma; nach Unterdrückung
von Symptomen. Krupphusten (vgl.:
acon
, spong.). Pneumonie. Bronchiektasen.
Emphysem.
ABDOMEN
Verlangen nach sauren, scharfgewürzten Speisen., nach Essig, nach Wein.
Abneigung gegen fette Speisen. Kapriziöser Appetit,weist die Speisen,
die er verlangte, zurück. Schwäche des Magens, geringe Mengen belasten.
Völle. Schmerzhafte Auftreibung. Übelkeit; morgens <. Saures,
galliges Erbrechen. Gastritis; nagende Magensäure. Sodbrennnen; nach
dem Essen. Hepatitis mit grauen Stühlen. Träger Stuhl; trotz Stuhldrang
geht weicher Stuhl nur schlecht ab. Diarrhoe; übelriechende, saure Stühle.
Hämmorrhoiden. Brennende Schmerzen des Rektums. Schmerzhafte Leistendrüsen.
NIEREN/HARNWEGE
Schmerzen in der Nierengegend mit dauerndem Harndrang. Muß lange warten,
bis der Urin fließt. Ohne Druck; der Urin fließt senkrecht ab.
Empfindung, als ob etwas in der Blase zurückbleibt. Schwäche der
Blasenmuskulatur. Strangurie; Stiche in der Harnröhre. Harn milchig,
trübe, blutig, scharf, wundmachend. Entzündliche Röte der Harnröhre.
MAENNLICHE GENITALIEN
Sexualverlangen gesteigert, aber schwache Erektionen. Geschwüre und
Condylomata des Präputiums. Herpes praeputialis. Hartnäckige Gonorrhoe.
Prostatitis. Abgang von Prostatasekret bei Stuhlgang. Nässende Wundheit
zwischen Skrotum und Oberschenkel.
WEIBLICHE GENITALIEN
Leukorrhoe mit starken und durchdringend nach altem Käse riechenden Absonderungen
(vgl.: kal-phos.), die Patientin muß eine
Binde tragen. Wundheit der Geschlechtsteile. Menorrhagie bei Frauen mit rissiger
Haut und Rhagaden an Händen und Füßen. Menses verzögert
um bis zu 10 Tagen. Anteversio; Koitus schmerzhaft. Neigung zu Abort. Uteruskongestion.
Mastitis.
NACKEN/RUECKEN
Schwellung cervikaler Lymphdrüsen. Karbunkel des Nackens; sehr berührungsempfindlich.
Ziehen zwischen den Schulterblättern. "Crawling in right scapula"
PhM
EXTREMITAETEN
Ziehende Schmerzen in den Gliedern. Kälteempfindlichkeit der Glieder.
Rheumatoide Schmerzen in Muskeln und Gelenken; Berührung <.
Übelriechender Achselschweiß. Panaritium; hart, rot, geschwollen,
klopfende Schmerzen und Schwellung axillärer Lymphknoten. Kalter Schweiß
der Hände.Schmerzen des Hüftgelenks durch Gehen <. Kälte
der Füße. Brennende, stechende Schmerzen der Zehen. Schwellung
der Sprunggelenke mit Atemnot.
HAUT
Starke Emfindlichkeit der Haut gegen Berührung und Kälte. Übelriechende
Körperausdünstung. Rissige Haut; an Händen und Füßen.
Schlechte Wundheilung; die kleinsten Verletzungen eitern. Empfindliche, kalte
Narben. Feuchte, übelriechende Hautausschläge in Hautfalten. Warzen;
übelriechend mit stechenden Schmerzen. Ekzeme; sehr kälte und berührungsempfindlich.
Feuchte Wundheit im Genitalbereich. Urticaria; wiederkehrend; chronisch.
Geschwüre; juckend, stechend an den Rändern erhaben, ohne Granulationsneigung
im Zentrum.
SCHLAF
Schläfrigkeit. Ÿngstliche Träume; von Feuer. Unerquicklicher Schlaf.
Die Seite, auf der man liegt, wird wund; häufiger Lagewechsel. Husten
nachts im Schlaf. Erektionen nachts mit Blasendruck.
FIEBER/FROST/TEMPERATUR
Starker Frost; sehr kälteempfindlich. Kann nicht vertragen, abgedeckt
zu sein. Beschwerden durch trockene, kalte Winde. Kalte Hände und Füße.
Schweiße bei kleinster Anstregung. Saure, übelriechende, klebrige
Schweiße, die nicht erleichternd wirken. Nachtschweiße.
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